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Die Marke verjüngt sich: Die Renaissance der Citroën-Werbung

Selbst die Prospekte für den Ami6 werden ganz neu entworfen: ein beinahe künstlerischer Anspruch entsteht - und ein neues Team formiert sich.

Die Ära Puech-Wolgen-Delpire

Claude Puech, seit 1955 verantwortlich für Kommunikation bei Automobiles Citroën, lernte 1960 den damals 29-jährigen Robert Delpire kennen, einen jungen Verleger. Die beiden beinahe gleich alten Protagonisten verband ein privates Interesse an zeitgenössischer Kunst und Design, und daraus entstand ein beinahe symbiotisches Zusammenarbeiten zwischen dem Unternehmen Citroën und der Leadagentur Delpire.

 Robert Delpire Abb. 1: Robert Delpire

Mitte der fünfziger Jahre drängen zunehmend mehr Automobilhersteller mit ihren Modellen auf den Markt. Die Vielfalt der Modelle wird zunehmend unübersichtlicher. Neue Käuferschichten, die sich nun ein adäquates Automobil leisten können, sollen erreicht werden. Es gilt, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Bei Citroën hatte es in der Vergangenheit keine dezidierte Verantwortlichkeit für Werbung gegeben. Diese Aufgabe übernahm Claude Puech - und fing quasi bei Null an.

 Jacques Wolgensinger ("Wolgen") Abb. 2: Jacques Wolgensinger ('Wolgen')

Die verbalen Platitüden der Vergangenheit sollten aus den Prospekten verschwinden. Ab sofort schreibt der für seine dynamischen Reportagen bekannt gewordene Journalist und spätere Pressechef Jacques Wolgensinger, kurz „Wolgen“ genannt, der im April 1957 zu Citroën stößt. Seine kraftvollen und dennoch ästhetisch-künstlerisch gesetzten Texte werden das Markenzeichen der Veröffentlichungen der „Ära Ami6“ (und natürlich auch für den 2CV in dieser Epoche).

Für die Photos sind u.a. die namhaften Photographen Beni Trutmann (www.beni-trutmann.com) und Marc Riboud (www.marcriboud.com) zuständig.

Bei Delpire werden die namhaftesten Photographen, Illustratoren, Maler und Typographen angeworben (William Klein, Henri Martin, Beni Trutman, Sarah Moon, Helmut Newton, André François, Gerard Gasiorowsky, Jacques Monory, Topor, Alain Le Foll, Lubalin u.a.), um in den Publikationen eine rigorose und zugleich farbenprächtige Synthese zwischen einem Produkt und seinem Image zu realisieren.

Ausdrucksstarke Publikationen

Titelblatt erste Broschüre Ami6 Abb. 3: Titelseite, erster Prospekt des Ami6

Schauen wir uns die deutsche Übersetzung des Prospekts vom Ami6 im Frühjahr 1961 an:

„Citroën stellt Ihnen hier ein Fahrzeug vor, das die positiven Merkmale eines kleinen Wagens mit den guten Eigenschaften eines großen Automobils vereinigt. Ganz gleich, ob auf langer Strecke oder im dichten Stadtverkehr, der AMI6 erfüllt Ihre Wünsche. Als „massgerechtes“ Automobil besitzt er alles, was Sie von einem Auto - von Ihrem Auto verlangen können.“

und weiter:

„…Äusserst wendig dank seiner geringen Aussenmasse bietet der AMI6 durch seine geschickte Raumaufteilung einen grossen wohnlichen Innenraum mit der Behaglichkeit, die Sie von Ihrem eigenen Heim gewohnt sind. Bei hoher Leistung bleibt der AMI6 wirtschaftlich im Verbrauch wie in den fixen Kosten. Er ist robust, praktisch und immer zuverlässig und wird nicht zuletzt durch seine Form und die Eleganz seiner Silhouette gefallen.

Jede Eigenschaft des AMI6 ist gründlich erarbeitet und gut auf die Gesamtkonstruktion abgestimmt. Alles ist Harmonie in Ihrem AMI6.“

Neben der kleinen 4-seitigen Broschüre erscheint eine große 28-seitige Broschüre - „…Citroën stellt das ausgeglichene Automobil vor…“ - diese endet mit folgender bemerkenswerten Doppelseite, die einige verbale Spitzen auf die teurere Konkurrenz enthält (in Frankreich sind es z.B. der Renault Dauphine oder auch der Simca Etoile):

„WENN SIE GLAUBEN,
dass die Merkmale eines Wagens - Leistung, Komfort, Sicherheit - unbedingt nach der Zahl der Pferdestärken, nach der Menge an sich überflüssigen Chromzierates oder hohem Zylinderinhalt und entsprechenden fixen Kosten zu messen sind, dann beschäftigen Sie sich nicht weiter mit dem AMI6!

Wenn Sie sich aber ein Automobil wünschen, das gleichzeitig wirtschaftlich und schnell, wendig und konfortabel, behaglich und praktisch ist, dann erfüllt der AMI6 Ihre berechtigten Ansprüche. Denn er vereinigt in sich die bisher unvereinbaren Eigenschaften eines grossen Wagens mit der Wirtschaftlichkeit eines Fahrzeugs kleinerer Klasse.

Mit dieser neuen Konzeption, seinem großen Fahrgastraum, seinem beachtenswerten Fahrkomfort, seiner Sparsamkeit, seiner perfekten Durcharbeitung auch geringster Details ist der AMI6 das massgerechte Automobil, zugeschnitten auf die Erfordernisse unserer Zeit. Und wenn Sie sich einen solchen Wagen wünschen, dann sollten Sie den AMI6 näher kennenlernen - am besten auf einer Probefahrt.“

Titelseite, Ami6 Prospekt 10/1966 Abb. 4: Titelseite, Ami6 Prospekt 10/1966

Die Broschüre des Modelljahrs 1967, gedruckt 10/1966, liest sich wie folgt:

„…Kennen Sie den AMI6? Der AMI6 ist ein echter Citroën - ein Meisterstück - denn er stellt eine gelungene Kombination der Wirtschaftlichkeit eines Kleinwagens mit dem Komfort eines großen Automobils dar. Er ist ein Fahrzeug unserer Zeit… Diese Ausführungen genügen eigentlich schon, um Ihnen eine Vorstellung vom AMI6 zu vermitteln…“

„…Das Vergnügen, gänzlich entspannt zu fahren, kann sich jeder erlauben, der einen AMI6 besitzt… Die Motorhaube eines AMI6 öffnet man nur gelegentlich - aus purer Neugier. Der AMI6 ist ein Automobil ohne Launen… Mit Fug und Recht kann man sagen, daß der AMI6 alles besitzt, was ein Automobilfahrer von seinem Fahrzeug verlangen kann…“

Aufgelegt auf den besten Papieren und mit den besten Maschinen von Photolith gedruckt, entstehen so im Lauf der Jahre wirklich künstlerisch anmutende Publikationen - sei es die Neuauflage der Unternehmenszeitschrift „Le Double Chevron“, die Ami6-Broschüren, die Händler-Verkaufsinformationen, ja selbst die Bedienungsanleitung des Ami6 wird gesondert layoutet!

A la Musée

Das Pariser Museum der dekorativen Künste widmet im November 1965 die weltweit erstmalige Ausstellung der Citroën-Publikationen von Delpire. In dem Buch zur Ausstellung schreibt der Kurator: „...es ist unsere Aufgabe, die Schönheit herauszustellen, wenn sie im Alltäglichen passiert…

Die Renaissance der Marke Citroën basierend auf dem Trio Puech-Wolgen-Delpire ist hiermit eingeläutet.

Und sie sollte andauern, bis die amerikanische Schule der sagen wir „berechneten und berechnenden Werbung“ die Regie Mitte der 70er Jahre übernimmt, in der es eher auf Marktforschung, Zielerreichung und das Erfüllen der Anforderungen eines Konsumenten ankommt denn auf künstlerisch-ästhetische Präsentation…

Robert Delpire, geboren 1927, zählt zu den renommiertesten Verlegern, Galeristen, Kuratoren und Filmemachern der Gegenwart. Für die herausragenden Leistungen im Zusammenhang mit der Citroën-Werbung erhielt er 1975 den Grand prix de la Publicité, in Deutschland u.a. den Kulturpreis 2007 der Deutschen Gesellschaft für Photographie, verliehen im Januar 2008.

Werben mit dem Ami6

Der Ami6 ist sicherlich auch für die Konsumgüter-Industrie ein interessanter Werbeträger. Als eine der ersten Marken rüstet Ricard einige Ami6 mit passender Werbung aus - hier die offiziellen Pressephotos. Man erkennt auf den Bildern, daß die Photos aus dem Jahr 1961 stammen:

  • noch sind beim Ami6 die hinteren Heckscheiben nicht zu öffnen,
  • am Heckspiegel prangen noch die 4 Katzenaugen der ersten Serie des Ami6, und
  • der Kofferraum wird noch von innen entriegelt.

Pressephoto Ricard-Werbung Sommer 1961 Pressephoto Ricard-Werbung Sommer 1961 Pressephoto Ricard-Werbung Sommer 1961

werbung.txt · Zuletzt geändert: 2009/12/21 09:14 (Externe Bearbeitung)